Dachbahn im Bauteilaufbau

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Häberle
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Dachbahn im Bauteilaufbau

Post by Häberle » Fri Jun 26, 2015 3:39 am -1100

Hallo,

ich habe mir mal das WUFI Tutorial 'Handhabung typischer Konstruktionen' durchgelesen.
Bei den wichtigen Eingaben für das Flachdach heißt es, dass die Dachbahn als äußerer sd- Wert berücksichtigt werden kann, das sei numerisch günstiger.
Inwiefern ?

Weiter heißt es, dass dann jedoch keine Dachbahn in den Bauteilaufbau eingefügt werden soll. Wie muss ich das verstehen ? In 'Aufbau/ Monitorpositionen' die Bitumenbahn wegnehmen ? Kann ich mir nicht vorstellen, ergibt beeindruckende Wassergehalte in den Schichten...

Noch eine Frage:
wie bilde ich in WUFI einen Dachaufbau einer hinterlüfteten Extensivbegrünung auf Schalung und Abdichtung ab, d.h.

- Begrünungsaufbau
- Abdichtung
- Schalung
- Luftschicht
- ggf. Überdämmung
- etc. pp.

Kann man bei einer solchen 'aufgeständerten' Bauweise auch das Infiltrationsmodell IBP zum Einsatz bringen ?

Liebe Grüße

Christian Bludau
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Re: Dachbahn im Bauteilaufbau

Post by Christian Bludau » Tue Jun 30, 2015 8:14 pm -1100

Hallo,

das ist schon richtig so, numerisch ist es günstiger, die Dachbahn als sd-Wert an der Oberfläche zu berücksichtigen als wenn als erste Schicht im Aufbau eine dichte Schicht kommt. Würde man die Dachbahn dann auch noch in den Aufbau einfügen, hätte man den sd-Wert doppelt.

Die hohen Wassergehalte treten dann auf, wenn Niederschlag zusammen mit dem äußeren sd-Wert angesetzt wird. In der Oberfläche von WUFI steht hier daher die Bemerkung, dass der Wert keinen Einfluss auf die Regenaufnahme hat.
Wenn sie sd-Wert und Regen ansetzen passiert folgendes:
Der Regen wird von der äußersten Schicht (idR. Schalung oder Dämmstoff) kapillar aufgenommen, da er durch den Oberflächen-sd-Wert nicht beeinflusst wird, die Austrocknung wird aber verhindert, da diese aufgrund der Diffusion stattfindet, die durch den sd-Wert an der Oberfläche vermindert wird.
Bei einem Dach empfehlen wir trotzdem, die Dachbahn als sd-Wert an der Oberfläche anzusetzen, da das Dach ja dicht sein sollte und daher der Regen sowieso keine Rolle spielt.

Für die Berechnung von Grün- und Kiesdächern haben wir eine Anleitung in unserem Downloadbereich:
http://wufi.de/de/service/downloads/
siehe: Leitfaden zur Berechnung von extensiv begrünten Dächern

Christian

Häberle
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Re: Dachbahn im Bauteilaufbau

Post by Häberle » Mon Jul 06, 2015 2:39 am -1100

Hallo, Christian

vielen Dank für die Antwort, hat mir schon weitergeholfen.
Allerdings, wenn ich den Leitfaden wg. Berechnung von begrünten Dächern lesen, habe ich schon wieder ein paar neue Fragen:
1. Das Modell wurde ja in Holzkirchen entwickelt. Muss ich dann bei der Berechnung im Klima auch den Hoki- Datensatz einlesen, oder ginge z.B. auch Würzburg ?
2. Kann ich meinen Dachaufbau mit den Optigrün- 'Komponenten' (Vlies, Festkörperdränage etc.) + gen. Substrat einfach so kombinieren, wie der am Objekt vorgefundene Dachaufbau tatsächlich war, oder ist das Modell vorgegeben (was mache ich dann mit abweichenden Konstruktionen) ?
3. Wenn ich innenseitig eine feuchtevar. Dampfbremse eingebaut habe, muss ich dann bei einem Holzdachaufbau in der Schalung nicht auch eine Feuchtequelle an deren Unterseite eingeben, wie beim Simulationsmodell für Flachdächer in Holzbauweise ('Anleitung zur Handhabung typischer Konstruktionen') ? Oder mopple ich dann doppelt ? Dachneigung ist 8°.

Vielen Dank

Thomas

Christian Bludau
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Re: Dachbahn im Bauteilaufbau

Post by Christian Bludau » Mon Jul 06, 2015 2:58 am -1100

Hallo Thomas,

1) das Gründachmodell kann auch für andere europ. Standorte verwendet werden. Wichtig ist, dass die Randbedingungen wie im Leitfaden angesetzt werden.

2) die Dicken der Schichten dürfen in einem bestimmten Rahmen angepasst werden. Für völlig freie Konstruktionen sind die annahmen wahrscheinlich nicht mehr gültig, da würde ich eher den Aufbau in der Simulation so vereinfachen, dass er mit einem der Ansätze vergleichbar ist.

3) Die Infiltrationsquelle muss IMMER auf der kalten Seite ungefähr vor der zweiten Luftdichten Ebene angesetzt werden. An der Innenseite würde keine Feuchte eingebracht werden, da hier der Taupunkt der Raumluft nicht unterschritten wird.

Christian

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Re: Dachbahn im Bauteilaufbau

Post by Häberle » Mon Jul 06, 2015 5:05 am -1100

Danke, Christian

zu 3) nochmals die Nachfrage: habe ich das richtig verstanden
bei einem Bauteilaufbau (von innen nach außen)

- GK- Platte
- Vario Dampfbremse
- WD Mineralwolle
- Holzschalung
- bit. Abdichtung
- Vlies
- Dränage
- Vlies
- Gründachsubstrat

kommt die Feuchtequelle in das Gründachsubstrat, nicht in die Schalung ?

Thomas

Christian Bludau
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Re: Dachbahn im Bauteilaufbau

Post by Christian Bludau » Mon Jul 06, 2015 7:23 pm -1100

Hallo Thomas,
da hatte ich Deine Frage falsch verstanden.In die inneren 5-10mm Schalung oder die äußeren 5-10mm Dämmung kommt eine Infiltrationsquelle um einen Konvektion aus dem Innenraum zu berücksichtigen. In das Substrat kommt eine Regenwasserquelle entsprechend dem verwendeten Modell, um das Substrat feucht zu halten.

BTW: Bei der Berechnung von Gründächern ist es wichtig, dass Regen in den Wetterdaten vorhanden ist.

Christian

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Re: Dachbahn im Bauteilaufbau

Post by Häberle » Wed Aug 19, 2015 2:12 am -1100

Hallo, Christian

ich habe mal die Bauteilaufbauten durchgerechnet, und mit einer überdämmten Dachschalung unter einem normalen Gründachaufbau ist auch alles im grünen Bereich.
Mein Problem liegt aber nun an anderer Stelle:
ich soll einen Bauteilaufbau berechnen, bei dem das Gründach praktisch aufgeständert oberhalb der Aufdachdämmung liegt, d.h., der Bauteilaufbau ist oberhalb der Aufdachdämmung

- Abdichtung über der Dämmung
- Luftschicht ca. 100 mm
- Schalung
- Abdichtung
- Gründachaufbau

Wenn ich das so in WUFI eingebe, ist die Feuchtigkeit in der Dachschalung unterhalb der Aufdachdämmung wunderbar am Austrocknen, wogegen die unter der Dachbegrünung fortwährend auffeuchtet. Stelle ich den Anfangswassergehalt auf 12 kg ein, steigt es beharrlich (auch über 20 Jahre Berechnungsdauer, ein Einschwingen auf einem Level tritt nicht ein), gebe ich 50 kg ein, ebenso.

Irgendwie bekomme ich das aber nicht mit der Realität in Einklang, nach meinem Dafürhalten müsste die Schalung doch abtrocknen können, da sie von unten belüftet wird. Außerdem verstehe ich den Feuchteanstieg nicht, denn von oben bekommt sie kein Wasser (Abdichtung bituminös) und von unten is ja Luft...
Ich habe aus den Materialdaten für die Luftschicht 100 mm ohne zus. Feuchtespeicherung eingegeben. Werden solche Luftschichten im Rechenmodell als bewegt, schwach bewegt oder ruhend betrachtet ?
Die Grafik des Feuchtegehalts in der oberen Schalung habe ich als Bilder mal beigefügt.

Wo liegt mein Denkfehler/ Eingabefehler ?

Viele Grüße

Thomas
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Re: Dachbahn im Bauteilaufbau

Post by Christian Bludau » Sun Sep 06, 2015 9:48 pm -1100

Hallo Thomas,
ich kann leider gerade nicht sagen, woran das liegen kann. Du hast eine bituminöse Abdichtung mit wie vielen Metern sd-Wert? Ein Grund kann sein, dass durch Dachabdichtung etwas Feuchte eindringen kann. Bei einer Dachabdichung mit 100m können das im Jahr um die 20g/m² Feuchteeintrag sein.
Eine weiterer Grund kann das verhalten von WUFI bei beidseitig dichten Schichten sein:
Berechnet man z.B. einen Aufbau mit beidseitig dichten Folien, kann dazwischen auch bei sehr hohen sd-Werten ein Feuchteanstieg stattfinden!!
Hierbei handelt es sich um ein mathematisches Problem, das vermutlich auftritt, weil die Koeffizientenmatrix des zu lösenden Gleichungssystems nicht symmetrisch ist. Dies hat einen geringen, aber ständigen Feuchtezuwachs in beidseitig abgedichteten Schichten zur Folge. Es handelt sich hier um einen sehr geringen Zuwachs pro Jahr, der sich in diesem Fall in der Holzschalung sammenl kann, da diese immer kalt ist.
Christian
 

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