3-Schicht-Platte: Feuchtevariabler Dampfdiiffusionswiderstand? / Perforieren?

SimonH
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3-Schicht-Platte: Feuchtevariabler Dampfdiiffusionswiderstand? / Perforieren?

Post by SimonH »

Hallo

ich habe gesehen, dass der Dampfdiffusionswiderstand (my-Wert) fix mit 203 angegeben ist. Ist das realistisch? Hier:

http://timbory.com/download/C65eb9ecaX1 ... ry_red.pdf

zum Beispiel ist my von 65 bis 188 angegeben. Diese Zahl habe ich auch in einer Foliensammlung über Flachdächer in Holzbauweise bestätigt gesehen (ungefähr).

In Wufi Light gibt es keine Möglichkeit, das zu editieren, richtig?

Dann noch eine ganz andere Frage nebenbei. Das hat nichts mit Wufi zu tun, allenfalls mit Simulation allgemein oder noch eher mit Physik allgemein:

Bei unserem ganz neuen unbelüfteteten Flachdach haben wir auf der warmen Seite gleich oberhalb der feuchtevariablen Dampfsperre (Isover Vario) eben diese Dreischichtplatte. Und Wufi sagt mir, dass die mir die ganze Rückdiffusion kaputtmacht. Nun ja, die Platte ist drin. Und darüber ein Haufen Elektroinstallation. Nun meine Frage: Wenn sich tatsächlich zeigen würde, dass das so nicht funktioniert, Würde es (Statische Überprüfung natürlich vorausgesetzt) helfen, wenn man bei jedem Element an verschiedenen Orten grossflächig die Folie herunternimmt, dann viele und grosse Löcher in die Dreischichtplatte bohrt, resp. ganze Stücke raussägt, und dann die Folie wieder luftdicht darüberklebt? Sagen wir mal so, dass mindestens 25% der Fläche weg wäre. Also die Platte richtiggehend perforieren.
Ich denke mal, lokale Feuchtebildung bei den Stellen ohne Löcher ist kein Problem, da es die warme Seite ist. Und ob ein Wassertropfen in der OSB Platte an der kalten Seite senkrecht unter sich ein Loch hat oder etwas daneben, sollte ihm ja egal sein.
Wie müsste man das simulieren? Als Elektroingenieur würde ich sagen: Parallele Widerstände, wenige Löcher sollten den gesamten Diffusionswiderstand schon beträchtlich verringern.
Resp: Ein Loch hat den Diffusionswiderstand von Luft. Also Den Leitwert (reziproker Diffusionswiderstand aller Löcher) plus der Leitwert aller "Nicht-Löcher" gäbe dann den Gesamten Leitwert, was dem reziproken Gesamtdiffusionswiderstand entspricht, oder?
Mal überschlagsgerechnet sollte das bei 25% Lochanteil eine Reduktion von 5m auf 0.4m ergeben. Das wäre ja schön.
Der Diffusionswiderstand der Folie würde sich aber ggü. der Variante ganz ohne OSB so ganz grob vervierfachen, oder? Über einem Loch diffundiert es, über OSB kaum.

Also:
Ohne Löcher:Folie feucht 0.2m, 3-Schicht: 5m ergibt total 5.2m
Ohne 3-Schicht:Folie fecucht: 0.2m.
3-Schicht mit Löchern: Folie feucht: 0.8m, Dreischicht 0.4m --> 1.2m.

Das wäre doch schon mal eine beachtliche Verbesserung, oder? Die Tatsache, dass die feuchte Luft auch zwischen der 3-Schicht-Platte und der Folie entlangkriechen kann, hilft wahrscheindlich noch beträchtlich.
Könnte ich jetzt einfach mal probehalber eine Simulation machen mit so viel 3-Schicht, dass das etwa 1m ergibt?



Wäre das ein gangbarer Weg, wenn man wirklich etwas tun müsste, aber nicht das ganze Dach neu bauen will?

Die "angehängte" Frage ist jetzt länger ausgefallen als die ursprüngliche. Sorry. Aber irgendwie hängen sie ja auch ein bisschen zusammen.

Vielen Dank im Voraus für Eure Antworten.


edit: Mir ist natürlich bekannt, dass diese Untersuchungen VOR dem Bau gemacht werden sollten. Das Problem ist: Ich bin "bloss" der Bauherr und habe das ganze rein interessehalber mal durchsimuliert. Ein kurzes Gespräch mit einem Bauphysiker konnte leider meine daraus entstandenen Bedenken auch nicht zerstreuen - im Gegenteil. :-( Nun will ich a) genau wissen, ob und ein wie grosses Problem wir haben/haben werden und b) den Schaden mit vertretbarem Aufwand begrenzen resp. abwenden.
Christian Bludau
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Re: 3-Schicht-Platte: Feuchtevariabler Dampfdiiffusionswiderstand? / Perforieren?

Post by Christian Bludau »

Hallo Simon,

man könnte statt der "Dreischichtplatte" Weichholz verwenden, dieses hat einen variablen µ-Wert in ähnlicher Größenordnung hinterlegt.

Zu der Frage mit der Dampfbremse:
Wird neben eine variable Dampfbremse (sd = ca. 0,5 bis 5m) ein anderes diffusionshemmendes Material gebaut, verschiebt sich der Wirkungsbereich bzw. es addieren sich die Widerstände.
Bei einer Dreischichtplatte mit einem sd-Wert von ca. 5m ergibt sich dann mit der variablen Dampfbremse von oben ein Bereich von sd = 5,5 bis 10 m, was vor allem im offenen Bereich schon deutlich diffusionshemmender ist als vorher.
Es wäre zwar möglich einzelne Teile aus der Dreischichtplatte herauszunehmen, aber die realistische Berechnung ist aus folgenden Gründen schwierig:
- Bei kleineren Löchern tritt ein Art Trichtereinfluss im Randbereich auf, so dass hier nicht einfach der Flächenanteil verwendet werden kann. Umso größer das Loch ist, desto eher könnte ich mir vorstellen, dass das funktioniert.
- Nur einen Teilbereich der Fäche (hier 25%) auszuschneiden ist rechnerisch nur schwierig abzubilden, da, geht man davon aus, dass die Austrocknung hauptsächlich in Richtung des Temperaturgefälles stattfindet, an einem Viertel der Fläche die Feuchte austrocknen könnte und bei drei Vierteln nicht. In der Realität verteilt sich eindringende Feuchte durchaus gleichmäßig über den ganzen Querschnitt, die Austrocknung findet aber großteils in Richtung des Temperturgefälles statt.

Ich will jetzt nicht sagen, dass das nicht funktionieren könnte, aber ich würde mir nicht zutrauen, das einfach über einen effektiven µ-Wert nachzurechnen. Man muss sich zumindest der Möglichen Unsicherheit bewusst sein.

Das hätte ich jetzt fast überlesen:
Für die Simulation der 3-Schichtplatte mit sd=1m einfach die Dicke entsprechend anpassen.
sd = µ * d [m] also bei µ=203 sind das dann 5mm.

Christian
SimonH
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Re: 3-Schicht-Platte: Feuchtevariabler Dampfdiiffusionswiderstand? / Perforieren?

Post by SimonH »

Hallo Christian,

vielen Dank für Deine Antwort! Ich weiss Deine kritischen Hinterfragungen sehr zu schätzen!

Dass das ganze rechnerisch sehr schwierig wird, habe ich vermutet/befürchtet. Darf ich aber auf qualitativer Ebene nochmals nachhaken?

Du schreibst, eine Austrocknung findet primär entlang des Temperaturgefälles statt. Deswegen wird bei drei Vierteln der Fläche keine Trocknung stattfinden.
Jetzt mache ich mal ein Gedankenexperiment. Ich bohre ein Loch in die Platte, das ich dann mit einem passgenauen Rohr stopfe, das bis zur OSB Platte reicht. Diffusionsdicht. Innerhalb dieses Rohres passiert ja jetzt genau das gleiche, wie ausserhalb des Rohres, ausser dass innerhalb des Rohres nur die Dampfbremse ist, ausserhalb aber noch die 3-Schicht-Platte. Die Luft innerhalb des Rohres weiss nichts von einer 3-Schicht-Platte, die Luft ausserhalb kenn nur ein Universum mit 3-Schicht-Platte.
Wenn das Rohr so gross ist wie die ganze Platte, ist das, als ob nie eine Platte bestanden hätte, wenn das Rohr winzigklein ist, ist es so, als ob es gar nicht existiert. Wenn das Rohr die Hälfte der Fläche ausmacht, trocknet diese Hälfte so schnell aus, wie sie halt austrocknen soll ohne 3-Schicht-Platte, und die andere Hälfte so langsam, wie sie halt mit 3-Schicht-Platte trocknet. Insgesamt wird doch hier meine Rechnung zumindest ungefähr aufgehen, oder nicht? Natürlich nur, solange das Rohr einigermassen gross ist und keine Randeffekte auftreten.
Nun ist aber das Rohr rein virtuell. Innerhalb dieser nicht existierenden Rohrwand ist es trockner als ausserhalb. Das gibt Diffusionsdruck von aussen nach innen. Und weil das Rohr nur virtuell ist, gibt es da auch keinen Widerstand dagegen. Weisst Du, was ich meine? Es wird keine "trockene senkrechte luftsäule" über jeder Öffnung geben, sondern eher mehr als weniger austrocknen, oder nicht? Die Wassermoleküle knapp links und rechts oberhalb der Öffnung hüpfen in Richtung "Rohr", die äquivalente Fläche sollte also eher noch grösser sein?

Das mit dem Trichterfluss: Hm... Ja, das kann ich mir vorstellen. Aber ist das relevant bei sooo langsamen Prozessen?

Mache ich da einen groben Denkfehler?

edit: Ich habe, glaube ich, gerade verstanden, was Du meinst. Richtig, es wird keie "trockene, senkrechte Luftsäule" geben. Wohl aber Bereiche überhalb des Lochs, die trockner sind. Es wird also weniger gleichmässig ausgetrocknet.
Ok. Verstehe ich. Aber macht das wohl viel aus? Insgesamt wird, denke ich, eher mehr getrocknet (absolut) als rechnerisch zu erwarten wäre. Aber dafür nicht ganz gleichmässig. Nun hat die OSB-Platte ja aber auch gewisse kapillarische Leitfähigkeit. Wenn die also an einigen Stellen etwas schneller trocknet (wird ja nicht soooo viel sein?) als an anderen, findet über die Kapillaren ein Austausch statt, oder nicht?
Und man bedenke, dass der Ort, wo es interessant ist, sich 240mm überhalb der Öffnungen befindet. Wenn mir Luft, die an der 3-Schicht-Platte genau zwischen zwei Löchern klebt, nicht trocknet, ist mir das ja egal. Soger lieb, ich ich möchte die "Trockenleistung" mehr nach oben hin haben. Das Rohr wäre also gar nicht so schlecht, oder sagen wir eher ein Trichter. (natürlich nicht ernsthaft, aber als Gedankenexperiment)
Christian Bludau
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Re: 3-Schicht-Platte: Feuchtevariabler Dampfdiiffusionswiderstand? / Perforieren?

Post by Christian Bludau »

Schön dein Rohr...:-D

Aber andere Vorstellung:
Ich bekomme irgendwie durch ungewollte Fehlstellen etwas Feuchte rein. Diese Feuchte wandert zur kalten Seite (Nacht oder Winter OSB) bzw. dahin, wo der Wasserdampfpartialdruck geringer ist. Und da sich der Druck und die Feuchte möglichst überall angleichen möchte bekomme ich oben unter der OSB eine absolute Feuchte, die sich seitlich ausbreiten und in die OSB reingehen wird. Dann dreht sich das Temperaturgefälle um (Sonne erhitzt die Oberfläche). Die Feuchte aus der OSB und dem oberen Teil der Dämmung wandert nach unten und jetzt gehe ich davon aus, dass ich über die volle Breite die gleich absolute Feuchte habe. Da wo das Loch in der 3-Schicht-Platte ist, macht die Dampfbremse auf, die Feuchte entweicht langsam Richtung Innenraum. Da wo die 3-SP ist, wird die Feuchte in die Platte wandern. Ich glaube "abbiegen" wird sie nur in der Nahe der Öffnungen.

Wie auch schon erwähnt kann das schon funktionieren. Die Feuchte wandert ja immer von oben nach unten und könnte schon, wenn eingetragene Feuchte nicht größer als Austrocknung ist, irgendwann wieder raus finden. Aber wie gesagt, Rechnen will ich das nicht...

Ich möchte auch mal ein etwas anderes Beispiel anbringen, das vielleicht nur halb bis gar nicht hier her passt, aber es handelt auch von der Querverteilung von Feuchte in einem Hohlraum:
Ein Kollege von mir hatte einen Fall untersucht, bei dem in dem ein Holzdach mit einer unbelüfteten Luftschicht Feuchte war. Der Aufbau ist an einer Seite verschattet. Dieser Bereicht ist teilverschattet. Im verschatteten Bereich konnte man die Schalung nach einer kurzen Standzeit "durchtreten", da das Holz verfault ist. Die Feuchte hat sich hier an der kalten Stelle gesammelt, Temperatur und Feuchte sind ansosnten im Hohlraum erstmal recht ähnlich.
Seite 3 oben:
http://zebau.de/fileadmin/Redaktion/Dok ... pril15.pdf
Ok, passt hier eigentlich nicht wegen der kälteren Stelle aber ist trotzdem interessant...

Christian
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Re: 3-Schicht-Platte: Feuchtevariabler Dampfdiiffusionswiderstand? / Perforieren?

Post by Christian Bludau »

Ach so, dass mit Trichtereinfluss (nicht Trichterfluss) wurde bei Untersuchungen zu Löchern kleiner 1cm wenn ich mich recht erinnere festgestellt.
Es wurden Folien untersucht, die ein und mehr Löcher hatten und man hat festgestellt, dass der Diffusionswiderstand nicht linear mit der Lochgröße abnimmt...
Es wurden glaube ich Folien auf Mineralwolle untersucht.
SimonH
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Re: 3-Schicht-Platte: Feuchtevariabler Dampfdiiffusionswiderstand? / Perforieren?

Post by SimonH »

Ok,200 m2, ein Viertel der Fläche als Loch, und das mit 1cm Durchmesser, das gäbe 'nen Haufen Löcher! :D Meine würden definitiv grösser. :)

Interessantes Beispiel! Ja, ich verstehe immer mehr, was Du meinst. Wenn ich das recht verstehe, kondensierte in dieser Ecke mehr, resp. trocknete weniger ab. Was relevant für meinen Fall ist, ist, dass die OSB-Platte dann nicht einfach meinte: Rechts bin ich trocken, links bin ich nass, da schalte ich doch einfach mal die Kapillaren ein! Dein Beispiel: Mehr Kondensation, gleich viel Trocknung. Mein Beispiel: Gleich viel Kondensation, weniger Trocknung. Hm. Ja. Wenn die Trocknung primär entlang des Temp.-Gradienten stattfindet, hat das Beispiel wohl schon eine gewisse Relevanz.
Trotzdem sagt mein Bauch, dass, wenn da jetzt ja auch noch Dämmmaterial dazwischen ist, in meinem Beispiel noch eher eine gewisse Verteilung stattfindet. Aber eben. Der Bauch...

Mal eine ganz blöde Frage: Wenn so eine Platte mal feucht ist, und sie trocknet nicht mehr ab, wie lange dauert es etwa, bis ich etwas davon feststelle, und WAS werde ich feststellen? Ich weiss, das kann man natürlich nicht generell sagen. Aber mein Holzbauer meinte, In genau dieser Methode (feuchtevariable Folie + 3-Schichtplatte) bauen sie schon seit 10 Jahren, und zuvor haben sie sogar NUR 3-Schichtplatten als Dampfbremsen verwendet. Und ihm sei kein Fall eines Schadens bekannt. Was heisst das nun?
a) ja, wenn das so ist, ist ja gut
b) Vor 10 Jahren wird da eh nichts passieren, aber dann....
c) ??

Und gibt es eine Möglichkeit, diese Gefahr im Vorherein zu erkennen? Und kann man dann etwas dagegen machen? (forcierte Austrocknung oder so)?

Ich weiss halt im Moment wirklich nicht recht, was angebracht ist: Meinem Holzbauer, der sicher schon viel Erfahrung hat, und der auch wirklich gute Arbeit geleistet hat, einfach trauen, jetzt, wo es noch einfach möglich ist (abgehängte Decke ist noch nicht drin), genannte Notmassnahme anwenden, oder... na, viel mehr oders wird's wohl nicht geben. :|

Jetzt sind wir halt schon arg OT
Christian Bludau
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Re: 3-Schicht-Platte: Feuchtevariabler Dampfdiiffusionswiderstand? / Perforieren?

Post by Christian Bludau »

Hallo Simon,
Mal eine ganz blöde Frage: Wenn so eine Platte mal feucht ist, und sie trocknet nicht mehr ab, wie lange dauert es etwa, bis ich etwas davon feststelle, und WAS werde ich feststellen? Ich weiss, das kann man natürlich nicht generell sagen. Aber mein Holzbauer meinte, In genau dieser Methode (feuchtevariable Folie + 3-Schichtplatte) bauen sie schon seit 10 Jahren, und zuvor haben sie sogar NUR 3-Schichtplatten als Dampfbremsen verwendet. Und ihm sei kein Fall eines Schadens bekannt. Was heisst das nun?
a) ja, wenn das so ist, ist ja gut
b) Vor 10 Jahren wird da eh nichts passieren, aber dann....
c) ??
Mit der 3-Schicht-Platte wird nichts passieren. Die Feuchte sammelt sich immer an der kalten Seite. Und das ist in unseren Breitengraden immer außen. In der Norm gibt es Grenzwerte für Holz und Holzwerkstoffe. Die OSB-Platte ist ein Holzwerkstoff. Hier gilt ein Grenzwert nach DIN 68800 von langfristig 18 M.-%. Darüber besteht bei Werkstoffplatten vor allem die Gefahr, dass sich der Kleber auflöst und die Platten quellen - sie verlieren Ihre Festigkeit. Bei Vollholz gilt ein Grenzwert von 20 M.-%, der langfristig nicht überschritten werden darf. Aber man weiß, dass unter 25 M.-% nichts passieren wird. Darüber fangen holzzerstörende Vorgänge an, d.H. Pilz/Fäulniss.
Die Dauer bis zum eintreten einer Zerstörung ist von der Feuchte abhängig. Werden z.B. 25 M.-% nur wenige Tage immer Mal wieder überschritten, wird nichts passieren. Ist das Holz dauerhaft Feucht, würde ich mal so 2-3 Jahre schätzen, bis der Schaden auftritt. Bei OSB geht das schneller. Merken wird man davon im Flachdach erstmal nichts, solange es nicht geöffnet wird, oder jemand auf der Platte spazieren geht.
Der Einsatz der 3-Schicht-Platte als luftdichte Ebene und Dampfbremse ist durchaus möglich. Vor allem im Schrägdachbereich werden öfters OSB oder 3-Schicht-Platten verwendet. Allerdings ist hier die Situation meist anders. Außen ist das Dach meist durch eine Witterungsschutzbahn abgeschlossen, so dass eine Trocknung nach außen stattfinden kann, was beim Flachdach aufgrund der dichten Bahn eigentlich nicht möglich ist.
trotzdem kann das auch im Flachdach funktionieren. Wichtig ist vor allem, dass auf Luftdichtheit geachtet wird.
Bei der Verwendung der variablen Dampfbremse mit der 3-Schicht-Platte werden die Vorteile dieser Bahn minimiert, d.H. das Geld könnte man sich sparen.
Ob die Konstruktion funktioniert, muss man nachrechnen, was Du ja mit WUFI probiert hast. Auf was für Feuchten kommst Du denn, wenn Du Dampfbremse und Holzplatte zusammen berücksichtigst?
Hast Du Strahlung usw. betrachtet? Infiltrationsquelle sollte auch nicht fehlen. Eine Hilfestellung gibt unser Foliensatz "Handhabung typischer Konstruktionen", hier runterzuladen:
http://wufi.de/de/service/downloads/

Christian
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Re: 3-Schicht-Platte: Feuchtevariabler Dampfdiiffusionswiderstand? / Perforieren?

Post by SimonH »

Das Simulationsergebnis sieht halt schon ziemlich schlecht aus. Laut Wufi passiert da eine Auffeuchtung über die Jahre hinweg, und nach ein paar Jahren habe ich schon so um die 26% in der OSB Platte im Winter. :-(
Interessant ist, dass das Ergebnis auch besser wird, wenn ich die Folie entferne. Ich frage mich nun, ob das sogar noch ein gangbarer Weg wäre. Unser Holzbauer hat laut seiner Aussage früher ohne Folie, nur mit einer 3-Schicht-Platte als Dampfbremse resp. Windschutz gearbeitet. Alle Anschlüsse etc. sind jetzt natürlich mit der Folie verklebt. Aber wenn man die Folie grossflächig wegschneidet und die Ränder dann mit der darunterliegenden 3-Schicht-Platte luftdicht verklebt... aber so ganz wohl ist mir dabei auch nicht.

Aber ich habe mir mal ein bisschen Gedanken über die 250g Wasser gemacht, die laut DIN-Norm jährlich "eingespritzt" werden müssen. Wie wurden die festgelegt?
Sagen wir mal, mein Horrorszenario wäre eine vollflächige Zerstörung des Dachs. Oder: Das simulierte Bild entspricht JEDEM Flächenstück in meinem Dach. Ein Kubikmeter Raumluft lädt nach meiner Logik etwa 5g Wasser ab, wenn sie sich auf 0 Grad Abkühlt (Temperatur unter der Überdämmung). Für 250g pro Quadratmeter müssten also 50 Kubikmeter Luft an den etwa 100 Wintertagen durch die Decke strömen. Also täglich flächig etwa 50cm Luft, die in der Wand versickert. Oder: Wenn ich auf jedem Quadratmeter ein Loch von einem Quadratmillimeter hätte, müsste durch dieses Loch die Luft mit 500km pro Tag, also etwa 20km/h durchpfeifen.
Das halte ich doch für extrem unrealistisch. Also halte ich dieses Horrorszenario für nicht realistisch.

Wenn ich mich vom Gedanken der gesamtflächigen "Durchsumpfung" des Dachs entferne, und einfach mal EIN Loch betracht, sieht es natürlich etwas anders aus. Aber auch hier: Wenn ich davon ausgehe, dass sich die feuchte Luft ja auch verteilt, sehe ich das ganze ziemlich undramatisch. Notabene: Die Luft, die durch das Loch kommt, "sieht" erst mal Steinwolle vor sich. Die bläst mir nicht einfach oben an die kalte Decke. Also kann ich, denke ich, davon ausgehen, dass mir genau beim Loch auch nicht viel passieren sollte, oder?

Nun aber noch die dritte Überlegung: Ich habe, sagen wir, 20 solche Löcher auf meinen 200 Quadratmetern Dachfläche. Die lassen Luft rein. Diese Luft muss ja nicht bloss ins Dach rein, sie muss da ja auch wieder raus. Durch das Bitumen ganz sicher nicht. Also bleibt ihr nur eins: Durch den Dachrand. Die Luft sieht viel Wolle, viel Gebälk, und hinter etwa 10m Wolle und 5 Balken ist die Freiheit. Nun weiss ich nicht so recht, was ich mir wünsche: Wenn die OSB- und die Dreischicht-Platte wiederum ganz dicht auf die Balken geschraubt wurden, kann sie nirgens raus. Aber irgendwo wird ein Loch sein. Und die ganze Luft all dieser 20 Löcher geht durch dieses eine Loch. Und im dümmsten Fall steigt sie erst kurz vorher auf die kalte Seite und lädt ihre gesamte feuchte Ladung auf einer kleinen Fläche ab. Aber wird es nicht eher anders sein, nämlich, dass die Luft, wenn sie mal im Gebälk ist, sich viele Wege suchen wird, wo sie wieder raus kann? Dann würde sich die Feuchte nämlich wieder recht gut verteilen.

Wie muss man sich das vorstellen?

Dann habe ich mir noch eine andere Überlegung gemacht. Vielleicht zuerst mal etwas zu unsrerem Bauwerk: Es ist ein Attika Aufbau auf einem recht grossen Gewerbe-Gebäude, welches etwa 10m hoch ist. Unsere Wohnung erstreckt sich also auf etwa 10-13m über Grund. In aller Regel aber sind ja die Wohnungstüren geschlossen, der Kamineffekt sollte also einigermassen unterdrückt werden. Und in der Wohnung haben wir dann halt noch die 2.5m Höhe.
Wir werden einen Kaminofen haben, dessen Zuluftanschluss nicht nach draussen geführt ist. Und diesen, denke ich, sollte ich immer geöffnet halten. Dann nämlich gebe ich der Luft einen einfacheren Weg nach draussen. Natürlich, bei Wind von der falschen Richtung nützt mir das nichts. Aber die Konvektion aufgrund des Kamineffekts sollte doch so schon massiv reduziert, resp. in eine unschädliche Bahn gelenkt sein, oder?
Ich habe mal überschlagsmässig gerechnet, was mich das kosten wird: Sagen wir, der Kamin hat eine Kaminfläche von 10cm x 10cm, und sagen wir, die Luft steigt mit 1m/s rauf. Einfach mal so über den Daumen gepeilt, eher pessimistisch. Das gäbe also ca. 0.01m3/s. Bei 1.2kJ/(m3xK) ergäbe das also so ungefähr 300 Watt. Und das an den, sagen wir mal, 100 Wintertagen. Das ergibt etwa 700kWh pro Jahr. Ein paar Schaufeln Holzschnitzel (etwa 40 Franken). Ich denke, das wäre es mir wert, wenn ich dadurch die Lebensdauer meines Dachs verlängern könnte!

Dann habe ich noch eine Idee mit unseren Lüftern, von denen wir 5 Stück in der Wohnung haben: Kamin geschlossen, Lüfter an, jeder schaufelt, denke ich mal, 150 Kubikmeter Luft pro Stunde im Leerlauf. Also etwa 500 Kubikmeter Luft total pro Stunde. Sagen wir mal, unser Haus ist dicht. Dann steht es am Abend nicht mehr, weil das Vakuum es zusammengesogen hat. ;-) (ok, oder die Lüfter schaufeln einfach nicht mehr....)
Aber sagen wir mal, es GIBT eine Leckage. Die Leckage, durch die mir, wäre da nicht der Kamin, mir feuchtwarme Raumluft das böse Wasser in die Wand brächte. Durch das selbe Loch wird nach allen Regeln der Physik nun ja Luft aus dem Gebälk gesaugt. Und die Luft muss ja auch wieder irgendwo herkommen. Nämlich von draussen. Und zwar auf dem selben Weg, wie sie sonst nach draussen strömen würde. Die Luft ist, sagen wir mal, -5 Grad kalt. Wenn sie sich erwärmt, wird sie viel Feuchte aufnehmen und zurück in die Wohnung bringen, oder? Schon nur die Erwärmung auf 0 Grad (wegen der Überdämmung) sollte doch ein bisschen was helfen, oder? so 2-3g pro Kubikmeter sollte die da schon mitnehmen und dann, wenn sie gegen die Warme Seite streicht, noch viel mehr.

Natürlich, bei einer lokalen auffeuchtung, weil viel Luft genau an einer kalten Stelle durchströmt (wegen einer Leckage nach ganz draussen an dieser Stelle) hilft das wohl nicht viel. Nach meiner Logik sollte man doch bestrebt sein, solche Leckagen zu vermeiden, oder? Also z.B: Bitumenbahn an den Dachrändern nach unten ziehen. Nicht ganz dicht machen, aber einfach so weit runter, dass die Luft gar nicht oben durch will? Vielleicht machte er das, muss mal die Pläne anschauen.
Aber WENN es Leckagen im Dach hat, sollte diese Methode auf die selbe Weise, wie der Kamineffekt oder sonstige ungünstigen Druckunterschiede von innen nach aussen das Dach auffeuchten, bei Generierung eines Unterdrucks in der Wohnung das Dach wieder etwas austrocknen? Ich kenne den Spruch schon: Auffeuchtung durch Konvektion UND Diffusion, Austrocknung NUR durch Diffusion. Aber der meint ja nur, dass die Konvektion GEGEN und nicht FÜR einen arbeitet. Wenn ich sie aber künstlich erzeuge, wird eine solche Umkehrströmung durchaus auftreten, oder?

Und dann habe ich den Kaminofen ja nicht bloss zum anschauen. Wenn ich den einheize, saugt der ja auch wie verrückt Luft aus der Wohnung. Und zumindest ein Teil davon wird, wenn es Leckagen in der Decke hat, durch die Decke ziehen. Sinnigerweise mache ich das tendenziell eher im Winter. Also würde, solange der Kaminofen in Betrieb ist, dieser mir tendenziell auch das Dach ein bisschen trocknen, wenn es denn eine böse Leckage gäbe, oder?

Wenn ich diese 500m3 pro STUNDE in meine Heizkostenrechnung nehme, sieht das natürlich ganz anders aus. Das ergäbe konstant 3.3kW Heizleistung, die weggetragen würden. Aber angenommen, der Kamin ist zu, die Wohnungstüren sind zu und die Fenster sind zu. Dann gibt es zwei Möglichkeiten:
a) die Lüfter drehen sich zwar, aber schaufeln kaum mehr Luft. Das wäre, was ich mir wünschte. Das würde zwar heissen, dass es der Austrocknungseffekt nicht mehr vorhanden wäre, aber auch, dass er nicht nötig wäre. (Das wäre quasi eine Art Blower-Door-Test ;-)
b) Die Lüfter schaufeln tatsächlich wie verrückt Luft. 500m3 Luft pro Stunde. Und dann hätte ich wohl wirklich ein Problem, oder?

Beim Schreiben dieses Post kam mir noch eine Idee, die mir jetzt zwar wohl nicht viel hilft, aber interessieren tut's mich doch.
In den 80ern galt doch das Paradigma, dass man die Feuchtigkeit einfach aus dem Gebälk raushalten soll. Also Dampfsperre innen und aussen. Das ging dann schief, weil die innere Sprerre halt oft doch ein bisschen leckte, und die Feuchtigkeit sich kumulierte. Dann kam man drauf, dass man die Rücktrocknungsfähigkeit gewährleisten soll.

Wäre jetzt nicht noch ein anderes Paradigma sinnvoll? Feuchte Raumluft draussen lassen geht nicht. Aber man könnte doch feuchte Raumluft, die es auf irgendeine Schummlerei doch ins Gebälk geschaft hat, daran hindern, ihre böse Last abzuwerfen. Sprich. WENN sie mal drin ist, soll sie möglichst schnell wieder raus! So etwas wie eine Hinterlüftung, aber eben nicht auf der kalten Seite, sonden auf der warmen, und nur für die Luft, die unvorhergesehenerweise ins Gebälk gekommen ist. Beipiel: Man macht absichtlich in die Balken der Decke Löcher, und zwar ganz unten an der warmen Seite. Und zieht die durch bis ganz nach draussen. So, dass es keinen Durchzug gibt, also mit Umwegen, genau so, wie man eine Hinterlüftung NICHT macht. So kann es vielleicht mal zu einer ungewollten Durchlüftung der warmen Seite bei Wind kommen, aber die hält sich wohl in Grenzen.
Wenn nun aber eine Konvektionströmung stattfindet, hat die Luft, die es ins Bebälk geschafft hat, zwei Möglichkeiten: a) sie wandert (nicht durch Diffusion, sondern durch den Druck der Konvektionsströmung) nach oben zur Dachhaut, wo sie kondensiert, und dann... ja eben, nicht mehr weiter kann. Oder b), sie wandert da hin, wo der Widerstand am geringsten ist. Nämlich geradewegs nach draussen. Und erst ganz draussen wird sie kalt und kondensiertt aus.
Oder sogar kleine "Kamine" nach draussen! So schnell wie möglich an der kalten Dampfsperre (Dichtungsbahn) vorbei! Wenn das Dach dicht ist, geht da keine Luft raus, weil keine nachströmen kann. Und die Luft, die nachströmen kann aufgrund von Leckagen, die würde ja eh entweichen.

Warum macht man das nicht so?

So ein kleines Bisschen hat das eben für mich doch eine Relevanz. Ich frage mich halt: Wenn ein "Stück Luft" mal in mein Gebälk gekommen ist, was macht die dann? Die muss ja irgendwo wieder raus. Ich frage mich jetzt, ob es wirklich eine realistische Vorstellung ist, dass die durch die kalte Seite meines Dachs wandert. Bei einer aussen diffusionsoffenen (und wohl auch nicht ganz winddichten) Wand: Ja sicher. Da geht's nach draussen. Da will ich hin. Aber bei mir ist da Bitumen! Die Luft hat a priori mal keinen Grund, da rauf zu gehen. Wir sprechen hier ja von viel Luft, die durch ein Löchlein pfeift (eben, die 250ml müssen ja von irgenwoher kommen). Angenommen, das passiert mir am Rand des Dachs. Und angenommen, das Dach ist seitlich nach aussen gar nicht winddicht. Warum soll die sich die Mühe machen, sich durch die Dämmmatte zu kämpfen? Also angenommen, die geht auf der warmen Seite rein und auf der warmen Seite (seitlich) wieder raus. Lädt die dann noch Feuchtigkeit ab?
Notabene: Mir ist natürlich klar, dass die Feuchte auch durch Diffusion nach oben wandern kann. Wenn ich also ein Stück feuchte Luft in die Warme Seite "spritze", dann wird sich irgendwann einmal oben Kondensat bilden. ABER: Wenn ich unten feuchte warme Luft in die Wand spritze, und an der warmen Seite habe ich nach aussen eine Öffnung, dann blase ich gleichzeitig ja eine gleich grosse Menge warmer Luft nach draussen. Und die nimmt ja auch wieder Feuchtigkeit mit. Ok... wenn die Luft auf der warmen Seite trockner ist als in der Wohnung, kommt netto doch wieder etwas rein. Aber sagen wir mal, die "böse" Raumluft bringt 5g/m3 rein. Sie drückt aber gleichzeitig etwas trocknere Luft raus, und mit dieser sagen wir mal 2 oder 3g/m3. Also bräuche ich nicht mehr bloss 50 m3 pro Jahr, sondern etwa 100m3!
Deswegen meine eingangs erwähnte Frage: Wie kam man auf die 250ml pro Jahr und Quadratmeter? Hat man einfach mal gemessen, wie viel Luft so eine Winddichtung mit der als pessimistisch zu erwartenden Menge Löcher bei im Winter üblichen Druckunterschieden so durchlässt und multiplizierte das mit dem Feuchtegehalt von typischer Raumluft?

EDIT: Ok, die letzte Überlegung war nicht ganz korrekt. Sie bringt 8g/m3 rein, und die WARME luft, die raus geht, nimmt etwa 4g/m3 mit (ist ja trockener). Dann sind wir wieder bei den ursprünglichen 5 (oder halt 4) Gramm. Ich sehe gerade, der absolute Wassergehalt im Gebälk ist wohl konstant. Wohl typischerweise (ohne Auffeuchtung) so um die 5g/m3? In der Wohnung hat es wohl so typischerweise 8g/m3? Also bringt ein m3 Wohnungsluft etwa 3 Gramm in die Wand rein? Bei -5° Aussentemperatur un 80% LF ist da draussen also 3g. Wenn, z.B. durch ein Kaminfeuer, ein m3 Luft durch die Decke "gesaugt" wird, würde die also etwa 2g Flüssigkeit mitnehmen (und immernoch trockner als Raumluft durch die Locher pfeifen).

Das gilt aber für die noch nicht aufgefeuchtete Decke! Je feuchter sie wird, desto weniger kommt durch Konvektion rein, und desto besser könnte man wieder austrocknen, oder?

So. Noch mehr Off-Topic.

Nochmals ein EDIT: Sorry, ich habe wieder etwas überlegt, und nochmals einen Nachtrag.

Eben: Täglich 50cm Luft, die in der Decke "verisickert" (oder eben auf jedem m2 ein Loch von 1mm2, durch den sie mit 20km/h durchpfeift) halte ich für extrem unrealistisch.
Aber einzelne Löcher wird es durchaus geben. Luft mit 40% und 23°C kommt da rein. Was sieht sie da? a) Steinwolle, b) Luft mit 30% und 23°C. Sie fängt an, zu wandern. Wenn sie das nicht täte, wäre sie ja gar nicht erst in die Decke gekommen. Und zwar wandert sie irgendwie in Richtung Dachrand. Denn nur da wird sie rauskommen. Während dieser Wanderung gibt sie Feuchtigkeit ab. Die wird sie nicht sofort abladen oder? Oder aber, anders ausgedrückt: Sie vermischt sich mit der schon vorhandenen, trockneren (aber dennoch vom Luftpaket, das vor einer Minute reinkam schon etwas aufgefeuchteten) Luft. Und sie drückt eben diese, schon etwas aufgefeuchtete Luft, weg in Richtung Dachrand. Halt dahin, wo es raus geht. Das Loch bringt also Feuchte rein, transportiert diese aber auch gleich vom Loch weg. Also eine sehr lokale Auffeuchtung wird es nicht geben, oder? Und mein Szenario oben, dass die Luft ganz feucht zum Dachrand kommt, wo sie dann vielleicht dummerweise gerade kurz vorher noch nach oben steigt, abkühlt und kondensiert, ist so auch nicht realistisch, oder? Die Luft wird im Gebälk absolut abgetrocknet. So lange sie unten ist, sinkt die relative Feuchte dieses Luftpakets (und das Dach wird insgesamt natürlich ein klein wenig feuchter). Wenn sie nach oben steigt, nimmt die relative LF natürlich zu, aber absolut gibt das Luftpaket immernoch Wasser ab! Irgendwann dann kommt der Ausgang in die Feiheit. Bis dann ist die Luft schon so stark mit der Luft im Gebälk durchmischt, dass sie nicht mehr feuchter ist, als eben diese. Oder: Neue, feuchte Luft in der Mitte rein, trocknere Luft am Rand raus.
Insgesamt wäre das Problem also wirklich eine grossflächige Auffeuchtung, auch bei kleinen Löchern. Und eben, damit diese 250g Wasser pro Jahr und Quadratmeter beträgt, muss verdammt viel Luft da durch, wie oben beschrieben.

Wo ist mein Denkfehler?
SimonH
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Re: 3-Schicht-Platte: Feuchtevariabler Dampfdiiffusionswiderstand? / Perforieren?

Post by SimonH »

Ich habe jetzt nochmals geschaut, WIE VIEL zusätzlich Feuchte denn laut Simulation zu einer Auffeuchtung führen würde. Und das sieht leider auch gar nicht gut aus. Etwa 50g pro m2 und Jahr. Das ist Faktor fünf unter dem DIN-Wert. :-(

Ich bin inzwischen extrem verunsichert. Ich habe nochmals eine Simulation gemacht ohne die Folie. Und da sieht es gut aus! Eigentlich ziemlich ähnlich wie mit Folie, aber ohne Dreischichtplatte. Das wäre ja wunderbar, dann könnten wir wirklich einfach die Folie grossflächig runterschneiden und an den Rändern mit der Platte verkleben. Noch ist ja die abgehängte Decke nicht drin.

Auf u-wert.net habe ich das ganze natürlich auch mal angeschaut. Da ist es anders: Kombination Platte-Folie schlecht, Folie alleine gut, Platte alleine sehr schlecht.
Ich denke aber, Wufi kann man da eher trauen, oder? Prinzipbedingt.

Aber eben: Ich bin ein absoluter Laie. Deshalb jetzt einfach mal eine ganz freche Frage: Darf ich wohl meine Wufi-Datei hier mal reinstellen, und Ihr Profis schaut sie Euch mal ganz kurz an? Vielleicht seht Ihr dann sofort, dass ich einen absoluten Blödsinn simuliert habe. Oder eben doch nicht. Der momentane Status Quo ist für mich einfach extrem verunsichernd! Und wenn Ihr auch der Meinung seid, dass da Handlungsbedarf besteht, würde ich einen Bauphysiker zurate ziehen.

Wäre das möglich? Ich würde Euch für die Arbeit natürlich auch entschädigen!

Ich könnte natürlich auch gleich einen Bauphysiker hernehmen. Das Problem ist: Ich habe ein extrem gutes Verhältnis zu unserem Bauplaner und Holzbauer. Und eigentlich vertraue ich ihm, er hat auch immer sehr gute Arbeit geleistet. Er meint aufgrund seiner Erfahrung, dass das Dach so funktioniere. Und ich will ihn nicht gleich brüskieren mit einem Bauphysiker, der in meinem Auftrag ihn Lügen strafen soll - wenn sich vielleicht dann herausstellt, dass ich einfach zu hysterisch bin und/oder keine Ahnung von Bauphysik und/oder Wufi habe. Da würde ich unnötiges Geschirr zerschlagen. Wenn Ihr jetzt seht, dass es wirklich so ist - super! Wenn Ihr aber seht, dass da wirklich etwas nicht gut ist, kann ich ihm gegenüber auch meine Ängste besser vertreten.

Ich sehe gerade, dass das File mit den genannten drei Varianten inkl. Simulationsdaten 160MB gross ist. Ich lade das File also mal auf Google Drive hoch. Sobald es oben ist, stelle ich hier mal den Download-Link rein. Wie gesagt, ich würde auch sehr gerne die Zeit bezahlen, zumal ich ja bloss die Light-Version habe.

Was mir schon aufgefallen ist: Alle drei Varianten haben recht viele Konvergenzfehler (ca 400 mit Folie, ca. 700 ohne Folie), und die beiden Varianten mit Folie haben recht unterschiedliche Bilanzen (ca. Faktor). Die Version nur mit Dreischichtplatte, ohne Folie hat gut übereinstimmende Bilanzen (8.38 vs. 9.47).

Ich mache jetzt mal alle Simulationen nochmals mit feinem Gitter und adaptiver Simulationszeit.


Lieber Gruss
Simon
SimonH
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Re: 3-Schicht-Platte: Feuchtevariabler Dampfdiiffusionswiderstand? / Perforieren?

Post by SimonH »

Hallo nochmals,

ich habe nun die Simulation mit adaptiven Zeitschritten und feinem Raster nochmals gemacht. Keine Konvergenzfehler mehr, aber immernoch unterschiedliche Bilanzen. Die Resultate sind sehr ähnlich.

Was mich sehr verwundert, ist, dass laut Wufi nur eine 3-Schicht-Platte sehr viel besser ist als NUR eine Folie (isover vario xtra).

Hier:
https://drive.google.com/file/d/0B7gVPX ... sp=sharing

wäre das File mit den ursprünglichen Daten (grobe Rechnung). Das andere wäre noch viel grösser.

Ich lege mal zwei Screenshots bei, die den Feuchteverlauf in der OSB-Platte zeigen. Mit 3-schicht-Platte und mit 3-Schicht-Platte UND Folie.

Wenn das so stimmt, dann MUSS ich die Folie runterreissen, oder? Was meint Ihr? Muss da mal ein Bauphysiker ran?
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Christian Bludau
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Re: 3-Schicht-Platte: Feuchtevariabler Dampfdiiffusionswiderstand? / Perforieren?

Post by Christian Bludau »

Hallo Simon,

huch, hat dich die Schreibwut gepackt... das kann ich unmöglich an einem Tag alles kommentieren, aber ich versuche mal etwas Licht in deine Fragen zu bringen:

Infiltrationsquelle:
Die 250g/m² sind der Wert, der nach DIN 68800 bei stationären Verfahren sprich Glaser eingebracht werden müssen. Bei instationären Verfahren ist ein Wert abhängig von der Gebäudedichtheit verlangt, der im Familienhausbereich meist unter den 250g/m² liegt. Das Modell geht davon aus, das man ungewollte Fehlstellen hat, durch die aufgrund der Temperaturunterschiede zwischen innen und außen Feuchte eingetragen werden kann.
Vielleicht noch zu den Fehlstellen: Es geht hier um unvermeidbare Fehlstellen. Da hilft kein runterziehen der Dachbahn, Laborversuche zeigen, dass wenn man einen Riss in einer z.B. Dampfbremse hat und diesen mit Dampfbremsenklebeband abdichtet hier immer noch ein messbarer Luftstrom durchkommt. Und wenn man dann das Klebeband mit einer Walz andrückt (wie es auf der Baustelle wohl nicht gemacht wird), immer noch ein geringer Luftstrom durchkommt.
Weitere Infos u.a. hier:
https://wufi.de/literatur/K%C3%BCnzel,% ... ektion.pdf
zu finden hier:
https://wufi.de/de/literatur/

Die Zusammenhängende Luftsäule ist bei dem von Dir beschriebenen "Bungalow" auf dem Dach mit der Raumhöhe anzusetzen.
Die eingebrachte Feuchtemenge durch die Quelle siehst Du in der Tabelle "Übersicht über den Rechenlauf" ganz unten. Muss durch die Anzahl der simulierten Jahre geteilt werden.

Die eingetragenen Menge muss übrigens nicht im ganzen Dach gleichmäßig auftreten. Es reicht, wenn Du irgendwo ein Loch hast und in einem m² diese Feuchte erhältst, weil es muss ja auf den WorstCase bemessen werden.

Weiterhin stimmt es, dass durch Konvektion, vor allem, wen sich das Temperaturgefälle umdreht, auch ein Feuchteaustrag möglich ist. Dieser wird allerdings in WUFI nicht berücksichtigt, u.a. wiel die Strömungswege nicht unedingt an den feuchten Stellen vorbeiführen und man möchte ja auf der sicheren Seite bleiben.

Zu deiner Idee mit der Belüftung der warmen Seite. Das ist nicht unbedingt zielführend, wenn kalte Luft irgendwie die Möglichkeit bekommt, in die Dämmung einzudringen (siehe dazu auch deine Ausführung mit dem Heizenergieverlust). Weiterhin würde das vermutlich die gesamte Luftdichtheit des Daches verschlechtern.
Was im Flachdach durchaus manchmal vorkommt, ist eine Lüftungsebene unter der Dachbahn, also nach oben Dachbahn und nach unten Witterungsschutzbahn, am Rand belüftet. Hier ist allerdings oft fraglich, ob Feuchte wirklich gut abtransportiert werden kann, da durch die waagerechte Anordnung kaum eine Kaminwirkung entsteht und die Öffnungen meist sehr klein sind.

Zu deiner Berechnung. Unter Einstellungen -> Ergebnisdaten kannst Du die zwei Haken für Ergebnisse und Film entfernen und neu Speichern, dann ist die Datei im kB-Bereich.
Ich schaue Sie mir gerne mal an und schaue, ob Schnitzer drin sind. Mit meiner Bewertung werde ich allerdings hier im Forum sehr zurückhaltend sein.
Die Konvergenzfehler sind nicht so bedenklich, aber Bilanzunterschiede sollten nicht zu groß sein, da es sich hier um mathematisch erzeugtes Wasser handelt. Bei einer Leichtbaukonstrukton sollten die Bilanzunterschiede deutlich geringer sein, als die durch die Feuchtequelle eingetragene Feuchtemenge.
Beim Flachdach läuft die Berechnung oft deutlich besser, wenn man statt die Dachbahn in die Konstruktion einzubauen, einen entsprechenden sd-Wert an der Außenseite definiert (Oberfächenübergangskoeffizienten - gleichzeitig Regen ausschalten). Achtung, das geht bei einem Gründach natürlich nicht.

Ah, jetzt ist dein neues Posting gekommen. Ist die verwendete Dampfbremse die Vario xtra, oder eine andere?

Christian
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Re: 3-Schicht-Platte: Feuchtevariabler Dampfdiiffusionswiderstand? / Perforieren?

Post by Christian Bludau »

Verrate mir doch mal bitte den Standort des Gebäudes...
SimonH
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Re: 3-Schicht-Platte: Feuchtevariabler Dampfdiiffusionswiderstand? / Perforieren?

Post by SimonH »

Hallo Christian,

vielen Dank für Deine Antwort! Ja, sorry, ich bekam wirklich die Schreibwut. War ein bisschen zu viel de Guten. :-)

Die Folie heisst Vario Xtra.
Der Standort ist CH-6319 Allenwinden. In der Mitte der Schweiz auf ca. 700m Höhe. Ich denke, das Klima dort sollte recht gut mit Holzkirchen übereinstimmen.

Das mit den abgeklebten Löchern macht mir jetzt gleich wieder etwas Angst. Von denen gibt es halt schon einige. Alle säuberlich abgeklebt, aber eben, wenn es dann doch durchzieht...

Um das tatsächlich nötige Austrocknungspotential herauszufinden, komme ich also wohl nicht an einem Blower-Door-Test vorbei, richtig?

Ich werde Dir in Kürze mal das File hier reinstellen. Vielen Dank schon mal!!

Simon
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Re: 3-Schicht-Platte: Feuchtevariabler Dampfdiiffusionswiderstand? / Perforieren?

Post by SimonH »

So, hier wäre das File...

https://drive.google.com/file/d/0B7gVPX ... sp=sharing

(Die Endung w5p ist als Attachment hier im Forum wohl nicht erlaub. Und schummeln (umbenennen) mag ich nicht.)

Gruss und VIELEN DANK!
Christian Bludau
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Re: 3-Schicht-Platte: Feuchtevariabler Dampfdiiffusionswiderstand? / Perforieren?

Post by Christian Bludau »

Hallo Simon,
also ich denke die Annahme mit Holzkirchener Klima ist geeignet.
Folgendes fällt mir auf:
Variante 1:
- Infiltrationsquelle nicht konstante Quelle...
muss etwas mehr verteilt werden, nicht nur in ein Element. Oben mehrere Elemente wählen und dann Tiefe von 0-0.005m oder aber in die untersten 5mm der OSB
Quelltyp: Infiltration, Klasse B (auf Luftdichtheit wurde geachtet), Luftsäule 2,5m
- Oberflächenübergang -> Absorption 0,6 wie in der Gründachanleitung
Variante 2:
- Quelle wie 1
Variante 3:
- Quelle wie 1
- Adaptive Zeitschrittsteuerung anschalten

Die Rechnungen ergeben teilweise hohe Bilanzunterschiede, diese sind aber meiner Meinung nach auf die Quelle im Substrat zurückzuführen, die Verläufe des Wassergehalts in der OSB scheinen hiervon nicht betroffen.
Rechne das mal (dauert Aufgrund der schwierigen Konvergenz ewig) und dann schauen wir uns die Ergebnisse nochmal an...

Christian
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