Liebes WUFI-Support Team,
eine Frage zur Modellierung der Klimadaten bei nicht standortbezogenen Bauten, wie z.B. Modulbauteilen oder mobilen Kleingebäuden:
In der Regel ist es sinnvoll den Standort und dessen Klimadaten möglichst genau abzubilden. Wie aber oben erwähnt, gibt es Sonderfälle in denen standortbezogene Klimatatensätze die möglichen unterschiedlichen Standorte einschränken.
Deutschlandweit gemittelte Klimadaten wären eine Vereinfachung, bilden aber nicht den ungünstigsten Fall ab.
Gibt es Erfahrungswerte und ein empfohlenes Vorgehen zu dieser Thematik?
Vielen Dank schon einmal im Voraus.
Grüße Micha
Klimadaten bei nicht standortbezogenen Bauten
Re: Klimadaten bei nicht standortbezogenen Bauten
Hallo Micha,
ein ähnliches Problem stellt sich ja auch bei der Entwicklung neuer Baumaterialien oder neuer Bauteile oder Konstruktionsarten, die beispielsweise deutschlandweit oder europaweit vermarktet werden sollen.
Die Empfehlung lautet in solchen Fällen generell, dass das Bauteil für den kritischsten zu erwartenden Standort untersucht werden soll. Dabei hängt es natürlich in gewissem Umfang von den im vorliegenden Fall hauptsächlich zu erwartenden Schädigungsmechanismen ab, welche Standorte hierfür als besonders "kritisch" anzusehen sind.
Ein möglicher Ansatzpunkt ist zunächst einmal die Verwendung des Feuchtereferenzjahrs Holzkirchen, da Holzkirchen in vielerlei Hinsicht als relativ kritischer Standort für deutsche Verhältnisse angesehen werden kann. Beachten Sie bitte auch, dass Sie über die Option "Erweitert..." im Klimadialog dem verwendeten Klima eine zusätzliche Temperaturverschiebung aufprägen können. Die meisten Schadensmechanismen werden durch verringerte oder erhöhte Temperaturen weiter begünstigt; die EN 15026 schlägt zur "Verschärfung" vorliegender mittlerer Klimadaten eine Verschiebung um plus oder minus 2 Grad vor, je nachdem ob der hauptsächlich zu erwartende Schadensmechanismus mit der Sommer- oder Winterkondensation zusammenhängt.
Außerdem sei auf die am IBP entwickelten und mit WUFI gelieferten Hygrothermischen Referenzjahre (HRY) für die verschiedenen deutschen Klimaregionen hingewiesen. Für diese Dateien wurden eher kritische Wettersequenzen ausgewählt, sie "erzeugen für typische Witterungsperioden kritisch-repräsentative Bauteilfeuchten, sodass sie unter anderem für die Bewertung des Langzeitverhaltens von Konstruktionen geeignet sind." Zusätzlich gibt es für jede Region noch ein "kaltes Jahr", mit wie oben beschrieben abgesenkter Temperatur, und eine achtjährige "Kaltsequenz", in der drei normale, zwei kalte und wieder drei normale HRY aufeinander folgen. "Durch diese spezielle Zusammensetzung können die Einschwingphase, eine Auffeuchtungsphase und eine Trocknungsphase simuliert werden, um das Rücktrocknungspotential einer Konstruktion bewerten zu können. Die [Kaltsequenzen] finden daher bei der Planung von Bauteilen Anwendung, wenn auch kalte Witterungsperioden berücksichtigt werden sollen oder eine zusätzliche Sicherheitsreserve eingeplant werden soll." Eine nähere Beschreibung der HRY finden Sie im WUFI-Hilfetext im Hilfe-Thema
Referenz | Klimadaten | Hygrothermische Referenzjahre (HRY)
Es gibt für Deutschland elf HRY bzw. HRY-Sequenzen, so dass es keinen übermäßigen Aufwand darstellt, einfach alle durchzuprobieren.
Mit freundlichen Grüßen,
Th. Schmidt
ein ähnliches Problem stellt sich ja auch bei der Entwicklung neuer Baumaterialien oder neuer Bauteile oder Konstruktionsarten, die beispielsweise deutschlandweit oder europaweit vermarktet werden sollen.
Die Empfehlung lautet in solchen Fällen generell, dass das Bauteil für den kritischsten zu erwartenden Standort untersucht werden soll. Dabei hängt es natürlich in gewissem Umfang von den im vorliegenden Fall hauptsächlich zu erwartenden Schädigungsmechanismen ab, welche Standorte hierfür als besonders "kritisch" anzusehen sind.
Ein möglicher Ansatzpunkt ist zunächst einmal die Verwendung des Feuchtereferenzjahrs Holzkirchen, da Holzkirchen in vielerlei Hinsicht als relativ kritischer Standort für deutsche Verhältnisse angesehen werden kann. Beachten Sie bitte auch, dass Sie über die Option "Erweitert..." im Klimadialog dem verwendeten Klima eine zusätzliche Temperaturverschiebung aufprägen können. Die meisten Schadensmechanismen werden durch verringerte oder erhöhte Temperaturen weiter begünstigt; die EN 15026 schlägt zur "Verschärfung" vorliegender mittlerer Klimadaten eine Verschiebung um plus oder minus 2 Grad vor, je nachdem ob der hauptsächlich zu erwartende Schadensmechanismus mit der Sommer- oder Winterkondensation zusammenhängt.
Außerdem sei auf die am IBP entwickelten und mit WUFI gelieferten Hygrothermischen Referenzjahre (HRY) für die verschiedenen deutschen Klimaregionen hingewiesen. Für diese Dateien wurden eher kritische Wettersequenzen ausgewählt, sie "erzeugen für typische Witterungsperioden kritisch-repräsentative Bauteilfeuchten, sodass sie unter anderem für die Bewertung des Langzeitverhaltens von Konstruktionen geeignet sind." Zusätzlich gibt es für jede Region noch ein "kaltes Jahr", mit wie oben beschrieben abgesenkter Temperatur, und eine achtjährige "Kaltsequenz", in der drei normale, zwei kalte und wieder drei normale HRY aufeinander folgen. "Durch diese spezielle Zusammensetzung können die Einschwingphase, eine Auffeuchtungsphase und eine Trocknungsphase simuliert werden, um das Rücktrocknungspotential einer Konstruktion bewerten zu können. Die [Kaltsequenzen] finden daher bei der Planung von Bauteilen Anwendung, wenn auch kalte Witterungsperioden berücksichtigt werden sollen oder eine zusätzliche Sicherheitsreserve eingeplant werden soll." Eine nähere Beschreibung der HRY finden Sie im WUFI-Hilfetext im Hilfe-Thema
Referenz | Klimadaten | Hygrothermische Referenzjahre (HRY)
Es gibt für Deutschland elf HRY bzw. HRY-Sequenzen, so dass es keinen übermäßigen Aufwand darstellt, einfach alle durchzuprobieren.
Mit freundlichen Grüßen,
Th. Schmidt
Re: Klimadaten bei nicht standortbezogenen Bauten
Herzlichen Dank Th. Schmidt für die kompetente und ausführliche Antwort.
Grüße Micha
Grüße Micha